- Autor:innen
- Fabian Huneke
- Versionsnummer
- 1.0
- Veröffentlichungsdatum
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15. April 2024
- Zitiervorschlag
- Agora Energiewende (2024): Agorameter Review: Ein Jahr Kernkraftausstieg
- Projekt
- Diese Publikation wurde erstellt im Rahmen des Projektes Monatsauswertung Strommarkt Deutschland.
Ein Jahr Kernkraftausstieg
Am 15.04.2023 gingen die drei letzten deutschen Kernmeiler Emsland, Isar 2 und Neckarwestheim 2 vom Netz. Wie haben sich Stromerzeugung, -importe und -preise seither entwickelt?
Wie hat Deutschland den Strom aus Kernkraft ersetzt?
In den 365 Tagen vor dem Ausstieg erzeugten Kernkraftwerke noch 29 Terawattstunden Strom, und damit 5,5 Prozent der Stromproduktion. In dem Jahr nach dem Kernkraftausstieg haben Erneuerbare Energien im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 28 Terawattstunden mehr Strom erzeugt. Gute Windbedingungen erhöhten vor allem den Beitrag der Windenergie. Die größte Änderung verzeichnete die Kohlestromproduktion: Stein- und Braunkohlekraftwerke erzeugten 54 Terawattstunden weniger Strom. Das lag einerseits an einem insgesamt niedrigeren Stromverbrauch (-13 Terawattstunden), andererseits aber auch an der gesunkenen Wettbewerbsfähigkeit von Kohlekraftwerken im europäischen Strommarkt. Durch die teureren Angebotspreise für Kohlestrom, war Strom aus den Nachbarländern oft günstiger. In Summe ergaben sich 21 Terawattstunden mehr Importe und 23 Terawattstunden weniger Exporte. Damit importierte Deutschland mehr Strom als es exportierte.
Aus welchen Quellen kamen die Stromimporte?
Der Saldo aus Importen und Exporten von 22 Terawattstunden macht knapp 5 Prozent der Stromnachfrage aus. Der importierte Strom stammte zur Hälfte aus Erneuerbaren Energien (49 Prozent) und zu einem Viertel aus Kernkraftwerken. Das restliche Viertel kam aus fossilen Kraftwerken und Pumpspeichern. Unter den Erneuerbaren Energien sind Windkraftanlagen (22 Prozent) und Wasserkraftwerke (19 Prozent) die größten Quellen. Dänemark war mit 21 Prozent Importanteilen der größte Importeur, dicht gefolgt von Frankreich mit 20 Prozent. Bezogen auf die gesamte Stromnachfrage beträgt der importierte Kernkraftstrom rechnerisch 1,1 Prozent.
Wie entwickelte sich der Strompreis nach dem Kernkraftausstieg?
Die preislichen Auswirkungen des Kernkraftausstiegs auf den Strompreis sind durch die hohen Preisausschläge im Zuge der fossilen Energiepreiskrise ab Herbst 2021 schwer differenziert nachzuweisen. Denn die sich entspannende Lage am europäischen Strommarkt hatte einen deutlich größeren Effekt auf die Preisentwicklung als die Verringerung des Kraftwerkangebots – die einen preiserhöhenden Effekt hat. Während der heißen Phase der fossilen Energiekrise traten im Stromhandel Preisschwankungen von mehreren 100 Euro je Megawattstunde auf. In den 365 Tagen vor dem Kernkraftausstieg lag der durchschnittliche Börsenstrompreis bei 21,6 ct/kWh. In dem Jahr danach sank der Strompreis infolge geringerer Energiepreise, reduzierter Stromnachfrage und steigender Anteile Erneuerbarer Energien um 13,5 auf 8,2 ct/kWh. Der preiserhöhende Effekt des Kernkraftausstiegs wurde durch diesen Preisverfall überkompensiert: Nach Berechnungen der Prognos AG für 2024 wäre der Börsenstrompreis bei Weiterbetrieb der drei Kernkraftwerke um 0,3 ct/kWh niedriger.
Bibliographische Daten
Unsere Expert:innen
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Fabian Huneke
Projektleiter Energiewende im Stromsektor