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Der europäische Emissionshandel macht eine aktive Klimaschutzpolitik im Stromsektor nicht obsolet.
Selbst wenn man annimmt, dass der CO?-Preis bis 2040 auf 39 Euro ansteigt, liegen die Emissionen des deutschen Stromsektors im Business-as-usual-Szenario konstant um 40 bis 60 Mio. t CO? über einem mit den deutschen Klimazielen für 2030 und 2040 konsistenten CO?-Reduktionspfad. Deshalb ist ein zusätzliches nationales Klimaschutzinstrument dauerhaft unverzichtbar – auch um Planungssicherheit herzustellen.
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Zur Einhaltung der deutschen Klimaschutzziele für 2030 und 2040 muss die Stromerzeugung aus Kohlekraftwerken ab sofort deutlich und immer weiter reduziert werden.
Im kosteneffizienten Zielpfad sinkt die Stromerzeugung von Braun- und Steinkohlekraftwerken von derzeit etwa 260 Terawattstunden auf etwa 100 Terawattstunden im Jahr 2030 und auf weniger als 40 Terawattstunden im Jahr 2040. Ein Großteil der heute betriebenen Kohlekraftwerke erreicht deshalb nicht mehr seine maximale technische Lebensdauer.
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Die Absenkung der Kohleverstromung ist energiewirtschaftlich gut verkraftbar, wenn sie stufenweise entlang der geringsten CO?-Vermeidungskosten erfolgt.
Der mittlere Anstieg der Großhandelspreise beträgt dann etwa 0,3 Cent pro Kilowattstunde, die höheren Erlöse der verbleibenden Kraftwerke kompensieren Energieversorger für entgangene Gewinne aus stillgelegten Anlagen. Der Strukturwandel in den betroffenen Regionen sollte aktiv gestaltet werden.
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Die Reduktion der deutschen Kohleverstromung verbessert nicht nur die deutsche, sondern auch die europäische Klimabilanz.
Denn so kommen emissionsärmere Gaskraftwerke auch jenseits der deutschen Grenzen wieder stärker zum Zug. Damit die dabei freiwerdenden CO?-Zertifikate nicht zu Mehremissionen anderswo in Europa führen, sollte die geplante Markstabilitätsreserve eine Regelung zur Stilllegung überschüssiger CO?-Zertifikate erhalten.
Der Klimaschutzbeitrag des Stromsektors bis 2040
Entwicklungspfade für die deutschen Kohlekraftwerke und deren wirtschaftliche Auswirkungen
Einleitung
„Dekarbonisierung“ ist sicherlich einer der Anwärter auf das energiewirtschaftliche Wort des Jahres 2015. Die G-7-Beschlüsse von Elmau im Juni 2015 zeigen einmal mehr, dass der Schutz des Klimas zum globalen energiepolitischen Leitmotiv geworden ist. Dem Stromsektor kommt dabei eine Schlüsselrolle zu: Elektrizität muss (und kann) langfristig nahezu klimaneutral erzeugt werden, da die verbleibenden Rest-Emissionen des Jahres 2050 eher auf die Bereiche Landwirtschaft und Industrie entfallen werden.
In einer solchen Welt haben Kohlekraftwerke auf Dauer keine Zukunft. Die Beschlüsse der Bundesregierung vom Juli 2015 zum zusätzlichen Reduktionsbeitrag des deutschen Stromsektors für das Jahr 2020 werden sich deshalb als Startschuss für einen umfassenden Strukturwandel in der deutschen Stromwirtschaft erweisen, der mit einem stufenweisen Abschied aus der Kohleverstromung einhergeht. Aus wirtschaftlicher Sicht sollte der Rückgang der fossilen Stromerzeugung möglichst kosteneffizient gestaltet werden; ein geeignetes Kriterium hierfür können die CO2-Vermeidungskosten sein. Das Beratungsunternehmen enervis energy advisors GmbH hat entlang dieser Überlegungen die Entwicklung des deutschen Kraftwerksparks im Einklang mit den im Energiekonzept festgelegten Klimaschutzzielen für 2030 und 2040 (minus 55 Prozent beziehungsweise minus 70 Prozent CO2 gegenüber 1990) ermittelt. Untersucht wurde, welche energiewirtschaftlichen Veränderungen die Einhaltung des notwendigen CO2-Reduktionspfads mit sich bringt und wie sich dies auf zentrale wirtschaftliche Indikatoren auswirkt. Entscheidend wird sein, dass der Strukturwandel in der Energiewirtschaft ohne schwere Strukturbrüche für Unternehmen, Beschäftigte und Regionen bewältigt werden kann und daraus neue Chancen erwachsen. Dass dies möglich ist, legt die nachfolgende Untersuchung nahe.
Kernergebnisse
Bibliographische Daten
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Der Klimaschutzbeitrag des Stromsektors bis 2040
Entwicklungspfade für die deutschen Kohlekraftwerke und deren wirtschaftliche Auswirkungen
Unsere Expert:innen
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Gerd Rosenkranz
Publizist / Leiter Grundsatzfragen (bis März 2017)