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Im europäischen Strommarkt bestimmt zunehmend der internationale und nicht länger der nationale Wettbewerb den Strommix.
Im Rahmen der Strommarktintegration setzen sich europaweit die Kraftwerke durch, die die geringsten variablen Erzeugungskosten aufweisen. Das sind nach den Erneuerbaren Energien die Kernenergie und – aufgrund des niedrigen CO2-Preises – die Braun- und Steinkohle. Das vergleichsweise teure Erdgas kommt immer seltener zum Zug.
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Deutschland exportiert so viel Strom ins Ausland wie noch nie, insbesondere aus Kohlekraftwerken.
Die Exportüberschüsse sind Ergebnis der hohen Auslastung deutscher Kohlekraftwerke, die aufgrund aktuell niedriger Kohle- und CO2-Preise Gaskraftwerke aus dem Markt drängen – im Inland, aber immer stärker auch im Ausland. Die deutschen Kohle-Stromexporte belasten auch die europäische Klimabilanz, da sie europaweit die emissionsärmere Erzeugung aus Erdgas verdrängen.
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Die steigenden Stromexporte tragen dazu bei, dass Deutschland sein Klimaschutzziel für 2020 deutlich zu verfehlen droht.
Alle aktuellen Projektionen laufen darauf hinaus, dass Deutschlands Exportüberschuss ohne zusätzliche nationale Klimaschutzmaßnahmen mittelfristig weiter ansteigt. Ohne ein politisches Gegensteuern würde Deutschland deshalb voraussichtlich auch seine mittelfristigen Klimaschutzziele jenseits des Minus-40-Prozent-Ziels für 2020 nicht einhalten können.
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Die geplante Reform des EU-Emissionshandels kommt für 2020 zu spät.
Die EU-Mitgliedsländer haben sich auf die Einführung einer Marktstabilitätsreserve ab 2019 geeinigt. Für das deutsche Klimaschutzziel für 2020 kommt das zu spät, da bis dahin kein relevanter Anstieg der CO2-Preise zu erwarten ist. Ein nationales Klimaschutzinstrument zur Flankierung des EU-Emissionshandels ist notwendig, wenn das Klimaschutzziel für 2020 erreicht werden soll.
Stromexport und Klimaschutz in der Energiewende
Analyse der Wechselwirkungen von Stromhandel und Emissionsentwicklung im fortgeschrittenen europäischen Strommarkt
Einleitung
Europa wächst zusammen, auch elektrisch. Immer mehr Übertragungskapazitäten zwischen den Mitgliedstaaten sorgen für regen Stromaustausch. Das macht die Stromversorgung in der EU insgesamt effektiver und erleichtert den Lastausgleich in einem Stromsystem, das immer mehr geprägt ist von fluktuierenden Stromquellen.
Deutschland hat sich dabei in den letzten Jahren zu einem Nettoexporteur entwickelt. Die Stromexportüberschüsse erreichten im Jahr 2014 erneut einen Rekordwert in Höhe von 36 Terawattstunden. Das bedeutet, dass inzwischen etwa sechs Prozent des in Deutschland produzierten Stroms in den europäischen Nachbarländern verbraucht werden. Die hohen Stromexporte machen sich in der nationalen Klimaschutzbilanz bemerkbar, denn die Emissionen werden dort bilanziert, wo sie entstehen. Ergreift die Bundesregierung keine weiteren Gegenmaßnahmen, wird Deutschland sein Klimaziel, die Emissionen um 40 Prozent bis 2020 gegenüber 1990 zu reduzieren, deshalb deutlich verfehlen.
Warum aber exportiert Deutschland immer mehr Strom? Welche Rolle spielen der EU-Binnenmarkt und die niedrigen europäischen CO2-Zertifikatepreise, und wie wirkt sich die anstehende Reform des europäischen Emissionshandels aus? Welche Konsequenzen haben wachsende Stromexporte für die nationalen Klimaziele? Welche Entwicklungen sind für die Zukunft zu erwarten?
Diese und andere Fragen im Zusammenhang mit dem zusammenwachsenden europäischen
Strommarkt adressiert dieses Hintergrundpapier.
Kernergebnisse
Bibliographische Daten
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Stromexport und Klimaschutz in der Energiewende
Analyse der Wechselwirkungen von Stromhandel und Emissionsentwicklung im fortgeschrittenen europäischen Strommarkt
Unsere Expert:innen
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Gerd Rosenkranz
Publizist / Leiter Grundsatzfragen (bis März 2017)