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Stromexport und Klimaschutz in der Energiewende
Analyse der Wechselwirkungen von Stromhandel und Emissionsentwicklung im fortgeschrittenen europäischen Strommarkt
Dieser Inhalt ist auch verfügbar auf: Englisch
Wachsende Kohle-Stromexporte gefährden deutsche Klimaschutzziele
Zum Gegensteuern ist der Beschluss eines nationalen Klimaschutzinstruments wie in Großbritannien oder den Niederlanden notwendig
Stromexporte aus deutschen Kohlekraftwerken wirken sich immer stärker auf den europäischen Strommix aus. Dies führt zu höheren Emissionen in Deutschland und Europa insgesamt, da die Stromexporte in den Nachbarländern Gaskraftwerke verdrängen. Diese Entwicklung wird sich in den nächsten Jahren verstärken, da die europäischen Strommärkte immer weiter zusammenwachsen. Ohne politisches Gegensteuern wird Deutschland daher voraussichtlich weder sein Klimaschutzziel für 2020 (40 Prozent weniger Emissionen als 1990) erreichen können, noch das mittelfristige 2030-Ziel (minus 55 Prozent). Das zeigt eine aktuelle Analyse von Agora Energiewende, die sich mit der Rolle der Stromexporte und dem Klimaschutz in der Energiewende auseinandersetzt.
Die wachsende Dominanz von Strom aus deutschen Kohlekraftwerken auf dem europäischen Strommarkt ist Folge der immer engeren Verzahnung der europäischen Strommärkte einerseits und der anhaltend niedrigen Preise für Treibhausgaszertifikate im europäischen Emissionshandel andererseits. Diese Bedingungen sind insbesondere für Braunkohlekraftwerke ideal: Sie produzieren Strom bei geringen Brennstoffkosten, gleichzeitig schlagen ihre hohen Kohlendioxidemissionen aufgrund der geringen Preise für Emissionsberechtigungen kaum zu Buche. Kohlekraftwerke haben daher die Gaskraftwerke in Deutschland in den vergangenen Jahren aus dem Markt verdrängt. Zudem konnte Deutschland deshalb in den vergangenen Jahren immer neue Rekorde beim Stromexport verzeichnen. Inzwischen werden schon sechs Prozent der deutschen Stromproduktion im Ausland verbraucht.
Weitere Exportsteigerungen sind absehbar: Zum einen werden in den kommenden Jahren die Stromnetze zwischen Deutschland und seinen Nachbarn verstärkt, so dass mehr Transportkapazität zur Verfügung steht. Zum andern benötigt Deutschland wegen des weiteren Ausbaus der Erneuerbaren Energien immer weniger Strom aus Kohlekraftwerken. Dieser steht dann für den Export ins Ausland zur Verfügung. Dort setzt sich der Dominoeffekt zulasten von Gaskraftwerken – etwa in den Niederlanden und Italien - fort, das diese Kraftwerke Strom aufgrund der niedrigen CO2-Preise zu höheren Kosten als Kohlekraftwerke produzieren. Insgesamt ist der aus Deutschland exportierte Strom rund doppelt so klimaschädlich wie der im Ausland ersetzte Strom. Unterm Strich steigen dadurch die Treibhausgasemissionen auch auf der europäischen Ebene.
Die für 2019 geplante Einführung einer Marktstabilitätsreserve im EU-Emissionshandel kann an der Entwicklung nichts mehr verändern, heißt es in der Analyse. Die Reform kommt zu spät, um das deutsche Klimaschutzziels für 2020 zu erreichen, da sie einige Jahre braucht, um die CO2-Preise auf EU-Ebene zu erhöhen und somit Einfluss auf den Strommarkt nimmt.
„Weil der Emissionshandel auf absehbare Zeit darnieder liegt, verdrängen deutsche Kohlekraftwerke immer mehr Gaskraftwerke in den Nachbarländern. Eine stärkere Strommarkt-Integration verstärkt diesen Trend. Das führt zu höheren CO2-Emissionen in Deutschland und Europa insgesamt“, sagt Dr. Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. „Die Schlussfolgerung lautet, dass Deutschland sein Klimaschutzziel von minus 40 Prozent bis 2020 nur erreichen kann, wenn es wie Großbritannien und die Niederlande in Ergänzung zum Emissionshandel ein nationales Klimaschutzinstrument einführt.“
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