Sektorübergreifende Modellierung zeigt Pfade zur Klimaneutralität Deutschlands bis 2045

In der kommenden Legislaturperiode stehen zentrale Weichenstellungen für die Klimaneutralität in Deutschland an. Mit der kürzlich veröffentlichten Agora-Studie ‚Klimaneutrales Deutschland – von der Zielsetzung zur Umsetzung‘ haben die Agora Think Tanks im Oktober aufgezeigt,  mit welchem Politik-Mix der Weg zur Klimaneutralität sozial ausgewogen gestaltet kann, die Wirtschaft innovativer wird und gleichzeitig notwendige Investitionen mobilisiert werden können. Das zugrundeliegende Szenario wird jetzt in einer neuen Publikation vertieft erklärt.

Mit der Studie entwickeln die Agora Think Tanks in Zusammenarbeit mit Prognos, dem Wuppertal Institut, dem Öko-Institut und der Universität Kassel das Szenario „Klimaneutrales Deutschland 2045“ von 2021 weiter. Unter Berücksichtigung aktueller Rahmendaten und des technischen Fortschritts skizzieren sie mögliche Pfade zur Klimaneutralität in den Sektoren Energiewirtschaft, Industrie, Gebäude und Verkehr und zeigen zudem die möglichen Beiträge der Land- und Forstwirtschaft. 

Die zugrundeliegenden Annahmen, Methoden und Modelle werden detailliert beschrieben, um die zentralen Schlüsse des Szenarios wissenschaftlich zu untermauern und für ein Fachpublikum nachvollziehbar zu machen. Die Studie wird von einem umfangreichen Datenanhang begleitet, der im Januar 2025 zur öffentlichen Nutzung bereitgestellt wird. 

Die Publikation basiert auf einer sektorübergreifenden Modellierung, die Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Sektoren abbildet. So wird zum Beispiel gezeigt, wie der rasche Ausbau der Erneuerbaren Energien Hand in Hand mit der Elektrifizierung von Industrie, Verkehr sowie Gebäudeheizung gehen muss, um kosteneffiziente CO2-Reduktionen zu ermöglichen. Ebenso wird deutlich, wie Biomasse, Wasserstoff und Carbon Management sektorübergreifend am wirkungsvollsten und effizientesten eingesetzt werden können.

Neben aktuelle Rahmendaten wie Bevölkerungsentwicklung und ETS-Preis berücksichtigt das Szenario neue Technologien, wie zum Beispiel saisonale Wärmespeicher, die Marktdurchdringung von Luft-Luft-Wärmepumpen oder Futterzusätze, die den Methanausstoß von Kühen reduzieren. Ebenso wird gezeigt, wie Netto-Negativemissionen ab 2045 erreicht werden könnten, als Beitrag dazu, das globale 1,5-Grad-Ziel einzuhalten.

Um Unsicherheiten zukünftiger Entwicklungen im Szenario zu berücksichtigen, wurden Sensitivitäten berechnet. Sie zeigen alternative Entwicklungen, die bei veränderten Rahmenbedingungen oder politischen Weichenstellungen eintreten könnten. Beispiele hierfür sind Anzahl und Umfang der Gebäudesanierungen, der Importanteil bei energieintensiven Grundstoffen für die Stahl- oder Chemieindustrie, und der zukünftige Einsatz von CCS. 

Die modellierten Entwicklungen setzen politische Weichenstellungen zu bestimmten Zeitpunkten voraus. Die Publikation macht diese transparent. Dazu zählen im Energiesektor die schrittweise Einführung von dynamischen Netzentgelten und Tarifmodellen, die Investitionsförderung für den Umstieg auf elektrifizierte Prozesswärme in der Industrie und Mindeststandards für die ineffizientesten Gebäude.

Im Verkehrssektor würden steuerliche Anpassungen den Umstieg auf Elektromobilität beschleunigen, während für die Landwirtschaft unter anderem die Verringerung des Tierbestands bedeutend ist. 

Die 164-seitige Studie „Klimaneutrales Deutschland - Von der Zielsetzung zur Umsetzung. Vertiefung der Szenariopfade“ wurde von Agora Energiewende, Agora Industrie, Agora Agrar und Agora Verkehrswende in Zusammenarbeit mit der Prognos AG, dem Öko-Institut, dem Wuppertal Institut und der Universität Kassel erstellt. Sie kann unten kostenlos heruntergeladen werden. Im Januar 2025 werden die Datensätze der Studie ebenfalls zum Download verfügbar sein.