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Energiepreismonitor Dezember 2015
Deutschlands Energieverbraucher sparen 2015 fast 9 Milliarden Euro
Deutschlands Energieverbraucher sparen 2015 fast 9 Milliarden Euro
Stärkster jährlicher Preisrückgang seit einem Vierteljahrhundert / Kraftstoffe und Heizöl waren zuletzt vor gut zehn Jahren so günstig wie in den vergangenen Tagen / Jahresbilanz der Energiepreisrechnung für Verbraucher
Kurz vor Jahresende zeichnet sich ab, dass die Energiepreise 2015 so stark gefallen sind, wie dies im vereinten Deutschland noch nie der Fall war. Rechnet man die ersten elf Monate auf das Jahr hoch, lagen die Kosten, die Verbraucher für Energie tragen, bereits 6,6 Prozent unter dem Niveau von 2014. Da die Energiepreise seit Anfang Dezember noch einmal beschleunigt gesunken sind, dürfte das jahresdurchschnittliche Minus tatsächlich sogar noch etwas größer ausfallen. Dank des erneuten Verfalls der Rohölnotierungen auf den Weltmärkten liegen die Preise für Kraftstoffe und Heizöl hierzulande mittlerweile auf dem niedrigsten Stand seit gut zehn Jahren. Alles in allem dürften die deutschen Verbraucher 2015 rund 9 Milliarden Euro weniger für Energie ausgeben, als es bei unveränderten Preisen der Fall gewesen wäre. Dies ergaben vorläufige Schätzungen der European Climate Foundation.
Der Preisrückgang erreicht damit eine neue historische Dimension. Zu starken Einbrüchen bei den ansonsten tendenziell steigenden Rohölpreisen war es in den vergangenen Jahrzehnten meist nach Ausbruch schwerer und weltweit spürbarer Finanzkrisen gekommen. So sanken in der Asien- und Schwellenländerkrise 1998 die Notierungen rapide - unter anderem aus Angst vor einer Ausweitung der Krise zu einer globalen Rezession, die auch den Ölverbrauch hätte sinken lassen. Ähnliches passierte nach Ausbruch der Finanzkrise 2008. In beiden Fällen sanken dadurch auch die durchschnittlichen Preise, die Deutschlands Verbraucher für Energie zahlen mussten. Die Rückgänge fielen mit 3,2 Prozent (1998) und 5,4 Prozent (2009) allerdings spürbar geringer aus, als dies nun für 2015 mit etwa sieben Prozent der Fall sein wird. Dabei ist zudem zu berücksichtigen, dass es schon 2014 eine Entlastung von 2,1 Prozent gegeben hat. Durch diese Rückgänge wurde ein guter Teil des Anstiegs der Energiepreise aus den vorangegangenen Jahren wettgemacht. Im Schnitt lagen die Energiepreise 2015 niedriger als 2011.
Die derzeitige Talfahrt der Ölpreise hatte Mitte 2014 eingesetzt. Im Juni 2014 lag der Kurs für ein Barrel (159 Liter) Rohöl im Schnitt an den Weltmärkten noch bei 110 US-Dollar, wie das Hamburger HWWI-Institut berechnete. Nach einer kurzen Erholung im Frühjahr 2015 waren die Kurse seit dem Sommer erneut stark gefallen - zuletzt deutlich unter 50 US-Dollar je Barrel.
Am stärksten machte sich die Entlastung in Deutschland 2015 beim Verbrauch von Kraftstoffen (minus gut 9 Prozent gegenüber 2014) und Heizöl (minus 22 Prozent) bemerkbar, deren Preise in der Tendenz stark von der Entwicklung der Ölmärkte abhängen. Hier dürften Deutschlands Verbraucher dank des Preisrückgangs allein mit gut 7 Milliarden Euro entlastet worden sein. Die Gesamtentlastung von rund 9 Milliarden Euro entspricht etwa 0,3 Prozent der gesamten jährlichen Wirtschaftsleistung in Deutschland. Für Zentralheizung und Fernwärme mussten die Verbraucher ebenfalls deutlich weniger zahlen (minus 5 Prozent). Das lag allerdings auch an dem ungewöhnlich milden Winter.
Die jüngste Beschleunigung des Preisrückgangs folgte einer kurzen zwischenzeitlichen Stabilisierung. Im November waren die Energiepreise für Deutschlands Verbraucher um 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen. Auch Kraftstoffe und Heizöl waren in dieser Zeit wieder etwas teurer geworden. Mittlerweile haben sie allerdings schon wieder langjährige Tiefstände erreicht.
Angesichts der stark gesunkenen Energiepreise fiel 2015 auch die Gesamtinflation in Deutschland extrem niedrig aus. Im Jahresschnitt dürften die Verbraucherpreise alles in allem nur um 0,3 Prozent zugelegt haben. Wären die Energiepreise in dieser Zeit unverändert geblieben, hätte dies rechnerisch eine Inflation von etwas mehr als ein Prozent ergeben.
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Christoph Podewils
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