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Die Ausbaukrise der Windenergie an Land in Deutschland hält an.
Auch 2023 wird der Zubau deutlich zu gering sein, um auf Kurs für das 2030-Ziel von 115 Gigawatt zu kommen. Damit die erforderliche Vervierfachung des jährlichen Ausbaus erreicht wird, muss dringend ein umfassendes Beschleunigungspaket für Wind an Land umgesetzt werden. Eine Kombination aus kurz-, mittel- und langfristig wirkenden Maßnahmen ist notwendig, um Genehmigungszeiten deutlich zu verkürzen und ausreichend Flächen bereitzustellen.
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Kurzfristig lassen sich bis 2024 fünf GW ans Netz bringen, indem der Rückstau baureifer Projekte aufgelöst wird.
Hierfür braucht es Maßnahmen, die bestehende Blockaden bei den Finanzierungsprozessen auflösen. Dazu zählen etwa die Rückgabe von bestehenden Zuschlägen und Neuausschreibung von Projekten, die inflationsbedingt unterfinanziert sind und das befristete Aussetzen von Strafzahlungen.
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Um bis 2026 den Zubau auf Zielniveau zu bringen, müssen die Projektentwicklungszeiten von durchschnittlich acht auf vier Jahre halbiert werden.
Windenergie- und Naturschutzflächen müssen hierfür dauerhaft entflochten werden. Dazu ist eine Verstetigung der EU-Notfallverordnung zentral. Zusätzliche Flächen lassen sich schnell erschließen, indem Gewerbe- und anderen Sonderbauflächen für die Windstromproduktion geöffnet werden und Kommunen mehr Freiheiten bei der Flächenausweisung erhalten.
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Für ein klimaneutrales Stromsystem 2035 ist es zentral, den Windenergiezubau ab 2026 auf hohem Niveau zu stabilisieren.
Hierzu müssen zusätzliche Flächenpotenziale erschlossen, Genehmigungen weiter vereinfacht und Projektabläufe besser verzahnt werden. Dies kann unter anderem durch ein Vorziehen des Zwischenziels im Windenergieflächenbedarfsgesetz um zwei Jahre auf Ende 2025, die Genehmigung von Windanlagen in Typen-Variantenclustern und eine bessere Prozesskoordinierung in der Projektentwicklung erreicht werden.
Rückenwind für Klimaneutralität
15 Maßnahmen für den beschleunigten Ausbau der Windenergie
Einleitung
Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine ist die Transformation unseres Energiesystems noch dringender geworden. Es geht nun nicht mehr allein um die sich zuspitzende Klimakrise, sondern auch darum, welche Abhängigkeiten sich Deutschland und Europa bei der Sicherstellung der eigenen Energieversorgung noch leisten können. Gleichzeitig zeigen die energiepolitischen Diskussionen dieses Frühjahrs 2023, wie schwer es der Politik fällt, trotz eines gesellschaftlichen Bewusstseins für die Dringlichkeit konkrete Veränderungen umzusetzen.
Die heimische Stromerzeugung aus Wind und Sonne, deren jahreszeitliches Angebot in unseren Breiten trefflich zur Energienachfrage passt, ist der Kern der Transformation aller Sektoren zur Klimaneutralität. Deshalb ist ihr massiv beschleunigter Ausbau die unverzichtbare Voraussetzung zur Entschärfung der multiplen Krisen, mit denen wir konfrontiert sind.
Dennoch bleibt der Ausbau der Windenergie an Land schon seit Jahren weit hinter dem Notwenigen zurück – und das, obwohl die Politik in Deutschland und Europa für mehr Tempo arbeitet. Die Windenergie-an-Land-Strategie, die die Bundesregierung in wenigen Wochen vorstellen wird, muss daher ambitioniert genug sein, um für eine neue Dynamik zu sorgen.
Mit dem hier vorgestellten Katalog konkreter Maßnahmen skizziert Agora Energiewende einen Umsetzungspfad, mit dem die gesetzlichen Ziele für Windenergie an Land erreicht werden können. Die vorgeschlagenen Instrumente sind auch Ergebnis vielfältiger Diskussionen mit Expertinnen und Experten aus Wirtschaft und Gesellschaft.
Kernergebnisse
Bibliographische Daten
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Rückenwind für Klimaneutralität
15 Maßnahmen für den beschleunigten Ausbau der Windenergie
Grafiken aus dieser Publikation
Maßnahmenpaket nach Wirkungszeiträumen auf den Windenergie-an-Land-Zubau
Abbildung 1 von Rückenwind für Klimaneutralität auf Seite 6
Entwicklung der EEG-Vergütungen (oben links), Ausschreibungsmengen (unten links), Realisierungsdauern (oben rechts) und des Bruttozubaus (unten rechts) von Windenergie an Land
Abbildung 2 von Rückenwind für Klimaneutralität auf Seite 8
Unsere Expert:innen
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Philipp Godron
Programmleiter Strom
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Thorsten Lenck
Programmleiter International Energy Data and Modelling Hub
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Simon Müller
Direktor Deutschland
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Moritz Zackariat
Projektreferent Strom
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Gerd Rosenkranz
Publizist / Leiter Grundsatzfragen (bis März 2017)