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Format
Impuls
Date
8. August 2023

Windstrom nutzen statt abregeln

Ein Vorschlag zur zeitlichen und regionalen Differenzierung der Netzentgelte

Einleitung

Im April 2023 haben wir einen gemeinsam mit Neon Neue Energieökonomik entwickelten Vorschlag veröffentlicht, der die Abregelung von Windstrom verringern und zugleich Großkunden Anreize für einen flexibleren Stromverbrauch bieten kann.

Auslöser des Vorschlags war die Überlegung, wie die erheblichen Strommengen, die heute aufgrund von Netzengpässen abgeregelt werden müssen, sinnvoll genutzt werden können. Die mit der Abregelung einhergehenden Kosten, die die Stromverbraucher tragen, sind in Teilen vermeidbar. Hierfür ist aber ein Umdenken erforderlich: Der lokale Stromverbrauch muss sich der lokal verfügbaren Stromerzeugung annähern, um die vorhandene Infrastruktur aus Stromnetz und Erneuerbaren Energien möglichst effizient nutzen zu können.

Ein möglicher Lösungsweg, der kurzfristig umgesetzt werden kann, ist die lokale Reduktion von Netzentgelten zu Starkwindzeiten. Sie motiviert flexible Verbraucher in Regionen mit viel Winderzeugung ihren Strombezug dem lokalen Windangebot anzupassen und damit Engpässe im Übertragungsnetz zu vermeiden.

Unser Vorschlag ist auf viel Interesse und positive Resonanz gestoßen, zugleich haben wir wertvolle Anregungen erhalten, u. a. im Rahmen eines von Agora Energiewende organisierten Workshops mit Branchenvertreter:innen und bei der Vorstellung im Rahmen der Plattform Klimaneutrales Stromsystem 2035.

Die daraus entstandene Überarbeitung und Konkretisierung des Vorschlages stellen wir Ihnen hiermit zur Verfügung.

Kernergebnisse

  1. Acht Terawattstunden Erneuerbarer Strom gingen im Jahr 2022 durch Abregelung aufgrund von Netzengpässen verloren;

    rund 30 Prozent mehr als 2021. Hierdurch entstanden für Verbraucher 900 Millionen Euro Zusatzkosten. Gründe hierfür sind ein schleppender Netzausbau und das Fehlen lokaler Preissignale.

  2. Zeitvariable Netzentgelte können eine Abregelung bei hoher Erzeugung von Erneuerbaren Energien verhindern.

    Die Bundesnetzagentur kann hierfür wirksame Anreize schaffen, indem sie Netzbetreiber verpflichtet, in diesen Zeiten den Preis pro Kilowattstunde und zusätzlich den Leistungspreis für Großverbraucher zu reduzieren.

  3. Zeitvariable Netzentgelte für Großverbraucher ermöglichen „Nutzen statt Abregeln“, steigern grüne Wertschöpfung und sind kurzfristig umsetzbar.

    Die Berechnung für eine Beispielregion in Norddeutschland zeigt, dass durch diese Maßnahme rund 18 Prozent des ansonsten abgeregelten Stroms aus Erneuerbaren Energien genutzt werden und zugleich der Einsatz von fossilen Brennstoffen reduziert werden kann.

  4. Lokale Preissignale durch zeitvariable Netzentgelte tragen dazu bei die Stromnachfrage zu flexibilisieren und reduzieren damit den Netzausbau.

    Die Einführung von zeitvariablen Netzentgelten für die Gruppe der Großverbraucher sollte daher möglichst schnell durch weitere Verbrauchsgruppen ergänzt werden.

Bibliographische Daten

Autor:innen
Anselm Eicke, Lion Hirth (alle Neon Neue Energieökonomik GmbH)
Publikationsnummer
303/06-I-2023/DE
Versionsnummer
1.0
Veröffentlichungsdatum

8. August 2023

Seitenzahl
28
Zitiervorschlag
Agora Energiewende (2023): Regionale Reduktion von Netzentgelten in Starkwindzeiten – Ein anreizschaffendes Instrument für Nutzen-statt-Abregeln von Überschussstrom aus Erneuerbaren Energien ohne Inc-Dec-Gaming
Projekt
Diese Publikation wurde erstellt im Rahmen des Projektes Stellungnahme Bundesnetzagentur (BNetzA).

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