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Dezentralität entwickelt sich dauerhaft zu einem neuen Strukturmerkmal der Stromwirtschaft.
Denn zentrale Technologien der Energiewende (Windkraft, Solarenergie, Stromspeicher, Elektromobilität, Wärmepumpen) bringen eine wesentlich verteiltere Struktur mit sich, die nicht mit immer mehr Netzausbau beantwortet werden kann. Zudem gibt es sowohl ökonomische als auch starke politische und soziale Treiber in Richtung Eigenversorgung und regionale Lösungen.
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Dezentralität ist kein Wert an sich, sondern muss sich netztopologisch, ökonomisch oder aufgrund von sozialen beziehungsweise politischen Präferenzen begründen lassen.
Der Mehrwert dezentraler Lösungen ist oft nicht monetärer Natur (zum Beispiel größere Akzeptanz, breitere Teilhabe) und muss als solcher politisch bewertet werden. Ökonomisch liegt der Wert in der Regel in vermiedenem Netzausbau, für den bisher jedoch ein monetäres Maß fehlt, oder in dem Befriedigen einer Regionalitätspräferenz der Verbraucher, für die jedoch der Marktrahmen fehlt.
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Wir brauchen einen Ordnungsrahmen für Dezentralität bei Entgelten, Abgaben und Umlagen.
Das bisherige System der dezentralitätsbedingten Ausnahmen bei Netzentgelten, Steuern, Abgaben und Umlagen ist hochgradig willkürlich und chaotisch. Es sollte überführt werden in eine klare Struktur, bei der die Höhe der Entgelte, Steuern, Abgaben und Umlagen differenziert wird nach drei Ebenen: (1) Erzeugung und Verbrauch ohne Nutzung des öffentlichen Netzes, (2) Erzeugung und Verbrauch innerhalb einer Stromregion sowie (3) überregionaler Ausgleich von Erzeugung und Verbrauch.
Energiewende und Dezentralität
Zu den Grundlagen einer politisierten Debatte
Einleitung
Dezentralität ist ein schillernder Begriff in vielen Energiewende-Diskussionen, auch im Team von Agora Energiewende. Dabei zeigt sich, dass unter diesem Begriff viele unterschiedliche Aspekte der Energiewirtschaft verstanden werden – von der Frage der Eigenversorgung über die räumliche Verteilung der Stromproduktion und die Schaffung regionaler (smarter) Märkte bis hin zur Frage der Rolle unterschiedlicher Akteure in der Energiewirtschaft.
Wir haben uns deshalb entschlossen, als Ergebnis unseres internen Diskussionsprozesses einen Band zum Thema „Dezentralität“ zu erstellen, in dem die unterschiedlichen Aspekte der Dezentralität näher beleuchtet werden. Sechs Aspekte haben wir identifiziert, die in diesem Band vertiefter analysiert werden: Eigenversorgung, räumliche Verteilung von Erzeugung und Verbrauch, regionale Ökostrom-Vermarktung, regionale Smart Grids und Smart Markets, lokale Akteure (Bürgerenergie) und die Rolle kommunaler Unternehmen.
Besonders an dieser Publikation ist, dass die jeweiligen Beiträge Autorenbeiträge sind, aber jeweils derselben Struktur folgen. Denn Teil der internen Diskussion war es auch, sich auf eine gemeinsame Herangehensweise zu verständigen. So wird jeder Dezentralitätsaspekt aus der Sicht von denselben vier Dimensionen analysiert: der Dimension des Stromnetzes sowie der ökonomischen, der sozialen und der politischen Dimension. Zudem werden jeweils die Chancen und Risiken der jeweiligen Entwicklungen beleuchtet.
Dabei ist von unterschiedlichen Autoren mit entsprechend speziellem Fachwissen ein sehr umfangreiches Werk entstanden. Es soll dabei helfen, die Diskussion zu strukturieren und so eine informierte Debatte zu der Frage der Rolle der Dezentralität in der Energiewende zu ermöglichen. Als Impuls für eine solche Debatte formuliert das Abschlusskapitel daher sechs Thesen für einen Ordnungsrahmen für Dezentralität. Wir hoffen auf eine lebendige Diskussion und setzen darauf, dass weitere Debattenbeiträge folgen.
Kernergebnisse
Bibliographische Daten
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Energiewende und Dezentralität
Zu den Grundlagen einer politisierten Debatte