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Fabian Hein
Projektmanager EU Politik
Winterstürme und Corona prägen das erste Quartal in der Stromerzeugung
Einbruch der Kohleverstromung in Deutschland hält auch 2020 an. Die Stromnachfrage und die Treibhausgasemissionen sinken ebenfalls merklich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Auch Strompreis und Exportsaldo liegen deutlich unter dem Wert des Vorjahres.
Die Stromerzeugung aus Kohlekraftwerken ging im ersten Quartal 2020 um über ein Drittel (minus 37 Prozent) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück. Der Anteil der Kohleverstromung an der gesamten Stromerzeugung lag damit bei unter 20 Prozent. Kohlekraftwerke lieferten damit nicht einmal mehr halb so viel Strom wie Erneuerbare-Energien-Anlagen: Durch einen starken Anstieg beim Windstrom legten Erneuerbare Energien um 14 Prozent zu und deckten damit über die Hälfte des deutschen Stromverbrauchs (52 Prozent). Ursächlich dafür war eine Reihe von Starkwindgebieten im Januar und Februar, durch die die bestehenden Windkraftwerke mit 51 Terawattstunden 20 Prozent mehr Strom als im Vorjahreszeitraum lieferten. Sogar Atomkraftwerke wurden aufgrund der hohen Erneuerbaren-Erzeugung zeitweise gedrosselt. Auch die Stromerzeugung von Photovoltaikanlagen stieg an und lag um 10 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum.
Die Steinkohleverstromung ging um 44 Prozent zurück und damit stärker als die Braunkohleverstromung (minus 33 Prozent). Die Steinkohlekraftwerke erzeugen mit gut 10 Terawattstunden in etwa genau so viel Strom wie Windkraftanlagen auf See. Die Stromerzeugung aus Braunkohle lag mit knapp 20 Terawattstunden bei weniger als der Hälfte der Erzeugung aus Windenergie an Land (42 Terawattstunden).
Aufgrund des milden Winters sank die Stromnachfrage im Januar und Februar 2020. Im März ging die Nachfrage dann durch die von der Corona-Krise ausgelösten Produktionsminderungen in der Industrie nochmals deutlich zurück: In der letzten Märzwoche (Kalenderwoche 13) lag der Verbrauch etwa 7 Prozent unter dem Wert der ersten Märzwoche (Kalenderwoche 10). Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) geht von einem Minus von 8,7 Prozent in der Woche vom 30. März bis zum 5. April (Kalenderwoche 14) aus. Dies verschärft die Situation für die Kohlekraftwerke, die mit ihren vergleichsweise hohen Grenzkosten gegenüber den Erneuerbaren Energien und derzeit auch gegenüber Erdgas das Nachsehen haben, wie unsere Kurzanalyse zu den Auswirkungen der Corona-Krise auf die Klimabilanz Deutschlands zeigt.
Die Importe stiegen im Vergleich zum Vorjahr um vier Terawattstunden bzw. 60 Prozent, während die Exporte gut vier Terawattstunden abnahmen (minus 18 Prozent). Damit liegt das Exportsaldo mit 10,2 Terawattstunden 43 Prozent unter dem Vorjahreswert. Der Strompreis am day-ahead Markt lag mit 26,6 Euro je Megawattstunde über ein Drittel (35 Prozent) unter dem Vergleichswert von 2019. Dies ist auf die hohen Erzeugungsmengen aus Erneuerbaren, vor allem Windkraftwerken, sowie der geringeren Stromnachfrage zurückzuführen.
Die Kohlendioxidemissionen der Kraftwerke zur Stromerzeugung sanken aufgrund der geringen Kohleverstromung in den ersten drei Monaten des Jahres um insgesamt 20 Millionen Tonnen CO₂. Etwa ein Viertel (5 Millionen Tonnen CO₂) geht dabei auf die Auswirkungen der Corona-Krise zurück. Der Großteil der Einsparungen (15 Millionen Tonnen CO₂), lässt sich mit den Winterstürmen und der dadurch erhöhten Windstromerzeugung sowie dem relativen Kostenvorteil von klimafreundlicheren Gas- gegenüber den Kohlkraftwerken erklären: die Grenzkosten von Erdgasanlagen sind geringer als die Grenzkosten von Kohlekraftwerken.
Im Ergebnis wird Deutschland sein für 2020 gesetztes Klimaziel von minus 40 Prozent Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 voraussichtlich einhalten oder sogar übertreffen. Dies ist jedoch ein bedauerlicher Einmal-Effekt und nicht das Ergebnis von klimapolitischen Maßnahmen.
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