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Alexandra Langenheld
Leiterin Effizienzpolitik
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Christoph Podewils
Leiter Kommunikation (bis März 2021)
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Stromsparen als Geschäftsmodell
Vorschlag von Agora Energiewende: Stadtwerke und andere Energieunternehmen sollen Anreize erhalten, energieeffiziente Geräte bei ihren Kunden zu installieren
Stadtwerke und andere Stromversorger sollen künftig nicht mehr nur Energie verkaufen, sondern auch das Sparen von Energie. Ein entsprechendes Geschäftsmodell hat Agora Energiewende jetzt vorgestellt. Es könnte ein Baustein dafür sein, dass Deutschland seine nationalen und europäischen Ziele zur Energieeinsparung erreicht. Die Bundesregierung ist seit Juni diesen Jahres in der Pflicht, gegenüber der EU-Kommission einen nationalen Energieeffizienzaktionsplan vorzulegen, wie der Energieverbrauch in Deutschland bis 2020 um mindestens 1,125 Prozent pro Jahr gesenkt werden soll.
Der Vorschlag sieht vor, dass Stadtwerke und andere Energieunternehmen – aber auch kommunale Akteure – eine Förderung dafür erhalten, wenn sie im großen Stil beispielsweise stromfressende Heizungspumpen und Glühlampen gegen effiziente Heizungspumpen und LED-Birnen austauschen. Haushalte und Unternehmen müssten dann nicht die vollen Kosten des Austausches zahlen, sondern nur einen reduzierten Betrag. „Welche Unternehmen mit Energieeffizienzmaßnahmen im Strombereich beauftragt werden, soll im Rahmen von Ausschreibungen ermittelt werden“, sagt Dr. Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. „Dadurch wird sichergestellt, dass Effizienzmaßnahmen möglichst kostengünstig umgesetzt werden.“
Ein weiterer Effekt der Effizienzdienstleistungen besteht darin, dass sie Energieunternehmen helfen können, wegbrechende Gewinne aus dem Verkauf von Strom wettzumachen. „Hier lässt sich eine echte Win-Win-Win-Situation herstellen“, betont Graichen. „Stromverbraucher können dank energieeffizienter Technik ihre Stromrechnungen senken, Energieunternehmen sich dank der neuen Erlösquelle breiter aufstellen und die Gesellschaft als Ganzes muss dank Energieeinsparung weniger Geld für Infrastruktur und Kraftwerke aufwenden und senkt den klimaschädlichen CO2-Ausstoß.“
Finanziert werden sollen die Zuschüsse aus dem gleichen Topf, aus dem bisher besonders energieeffiziente Kraftwerke – die Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) – bezuschusst werden. Dafür zahlen die Stromverbraucher die so genannte KWK-Umlage in Höhe von derzeit 0,181 Cent pro Kilowattstunde. Durch die Einbeziehung von Energieeffizienzmaßnahmen würde die KWK-Umlage in eine Effizienz-Umlage umgewandelt und sich für einige Jahre um 0,3 Cent pro Kilowattstunde Stromverbrauch erhöhen. Das entspricht bei einem durchschnittlichen Drei-bis-Vier-Personen-Haushalt (Jahresverbrauch 3.500 Kilowattstunden) Kosten von 10,50 Euro pro Jahr. Gleichzeitig lassen sich – bei derzeitigen Strompreisen - jedoch beispielsweise durch den Austausch von zehn 50-Watt-Glühbirnen auf LED-Lampen Stromkosten von rund 175 Euro im Jahr einsparen.
Die Studie „Energieeffizienz als Geschäftsmodell“ enthält neben dem Umsetzungsvorschlag im Strombereich weitere Vorschläge für den Gebäudebereich, mit denen das Energie-Einsparziel von 20 Prozent bis 2020 erreicht werden kann. Sie bündelt damit erstmals eine Vielzahl von Vorschlägen zu einem integrierten Energieeffizienzmodell. „Damit soll Energieeffizienz eine möglichst breite Akzeptanz bekommen. Der Vorschlag bietet die Chance, das Thema aus der Nische zu holen. Vor dem Hintergrund der Effizienzrichtlinie der EU und des Aktionsplan Energieeffizienz der Bundesregierung ist das auch dringend nötig“, sagt Graichen.
Die Studie wurde vom Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH sowie die LBD-Beratungsgesellschaft mbH erarbeitet.
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