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Die Treibhausgasemissionen sinken 2020 um gut 80 Mio. t CO₂ und liegen damit etwa 42,3 Prozent unter dem Niveau von 1990. Etwa zwei Drittel des Rückgangs ist auf die Corona-Wirtschaftskrise zurückzuführen, Corona-bereinigt lägen die Emissionen bei -37,8 Prozent.
Corona-bedingt sinken damit die Emissionen unter die 2020-Klimaziel-Marke von -40 Prozent. Hauptursachen für die geringeren Emissionen sind die Wirtschaftskrise (geringe Energienachfrage, gesunkene Industrieproduktion, Einbruch der Verkehrsnachfrage), höhere CO2-Preise im EU-Emissionshandel sowie ein milder Winter.
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Der Anteil Erneuerbarer Energien am Stromverbrauch erreicht 2020 mit 46,2 Prozent einen Höchstwert, zugleich hält die Zubaukrise bei der Windkraft weiter an.
Im Vorjahr lag der Erneuerbaren-Anteil bei 42,4 Prozent, Corona-bereinigt läge er 2020 bei etwa 44,6 Prozent. Knapp die Hälfte des höheren Erneuerbare-Energien-Anteils 2020 geht damit auf die Corona-bedingt gesunkene Stromnachfrage zurück. Im Jahr 2021 könnte der Erneuerbare-Energien-Anteil aufgrund einer sich erholenden Stromnachfrage und des aktuell unzureichenden Erneuerbaren-Ausbaus erstmals seit etwa 20 Jahren sinken.
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Die Kohle ist weiter im Sinkflug: Braun- und Steinkohle tragen zusammen nur noch 24 Prozent zur Stromerzeugung bei, weniger als die Windkraft (Offshore und Onshore). In den vergangenen fünf Jahren hat sich die Kohleverstromung halbiert.
Selbst das moderne Kohlekraftwerk Moorburg beteiligte sich erfolgreich an der ersten Stilllegungs-Ausschreibung und geht 2021 nach nur gut fünf Jahren Betrieb vom Netz. Steigende CO2-Preise und niedrige Gaspreise verdrängen nicht nur Steinkohle-Kraftwerke, sondern zunehmend auch Braunkohle-Kraftwerke vom Markt.
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Der Europäische Rat hat im Dezember 2020 das EU-Klimaziel für 2030 auf mindestens -55 Prozent erhöht. Das bedeutet, dass auch Deutschland sein 2030-Ziel erhöhen muss: auf mindestens -65 Prozent.
Im Jahr 2021 steht daher eine erhebliche Beschleunigung der Klimapolitik an: Auf EU-Ebene wird die EU-Kommission im Juni 2021 ein Paket an Maßnahmen präsentieren. Auch in Deutschland ist in allen Bereichen – Kohleausstieg, Erneuerbare Energien, Gebäudesanierung, Verkehrswende, Industrie, Landwirtschaft – eine klimapolitische Beschleunigung erforderlich, um die 2030-Ziele zu erreichen.
Die Energiewende im Corona-Jahr: Stand der Dinge 2020
Rückblick auf die wesentlichen Entwicklungen sowie Ausblick auf 2021
Einleitung
Das Jahr 2020 war geprägt von der Corona-Pandemie. Eine Krise von globalem Ausmaß, die uns die Verletzlichkeit der heutigen Gesellschaften vor Augen führt. Aus Klima-Perspektive kam es zu einer Rekord-Senkung der globalen, europäischen und deutschen Treibhausgasemissionen gegenüber dem Vorjahr: Weltweit verminderten sich die Emissionen um etwa sieben, in Deutschland um etwa zehn Prozent. Ursachen waren vor allem die geringere Energienachfrage, die gesunkene Industrieproduktion sowie ein deutlich reduziertes Verkehrsaufkommen.
Allerdings werden diese deutlichen, Corona-bedingten Treibhausgasminderungen die Erderhitzung bis 2050 nach Berechnungen des UN-Umweltprogramms nur um 0,01 Grad Celsius dämpfen. Nötig ist daher eine entschlossene Klimapolitik, die nachhaltig Investitionen in klimaneutrale Technologien voranbringt und so den Verbrauch von Kohle, Erdöl und Erdgas ersetzt.
Diese Auswertung beleuchtet das vergangene Klima- und Energiejahr mit einem Fokus auf die Energiewende im Stromsektor. Was von den Emissionsminderungen war Corona-bedingt, was wäre auch so passiert? Welche Trends sehen wir bei der Kohle und bei den Erneuerbaren Energien? Und wohin geht die Reise in der Klimapolitik? Diese Fragen werden auf den folgenden Seiten beantwortet.
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Die Energiewende im Corona-Jahr: Stand der Dinge 2020
Rückblick auf die wesentlichen Entwicklungen sowie Ausblick auf 2021
Grafiken aus dieser Publikation
Ausgeprägter Einbruch der Stromnachfrage während des ersten Lockdowns
Abbildung 1-1 von Die Energiewende im Corona-Jahr: Stand der Dinge 2020 auf Seite 10
Der Corona-Effekt sorgt für zwei Drittel des Emissionsrückgangs. Das Klimaziel 2020 wäre ohne Corona verfehlt worden. 2021 ist daher ein Ansteigen der Emissionen über die -40-Prozent-Marke wahrscheinlich: Treibhausgas-Emissionen 2019 und 2020 (in Klammern: Änderung gegenüber 1990)
Abbildung 1-2 von Die Energiewende im Corona-Jahr: Stand der Dinge 2020 auf Seite 11
Unsere Expert:innen
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Thorsten Lenck
Programmleiter International Energy Data and Modelling Hub
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Fabian Hein
Projektmanager EU Politik
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Patrick Graichen
Exekutivdirektor (bis Dezember 2021)